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Common Law

Bradin Cormack. A Power to Do Justice: Jurisdiction, English  Literature, and the Rise of Common Law, 1509-1625. Chicago.2008

(Synopsis d. Rez. von Tim Stretton, H-Albion)

Von außen betrachtet, erscheint das Gesetz als unerschütterliche Wahrheit. Für Juristen, aus der Innenperspektive, ist es erst real, wenn das Urteil gesprochen wird, wenn es ausgeführt wird. Diese Instabilität betrachte Bradin Cormack aus dem Verhältnis von Rechtswissenschaft und Literatur. Die Zentralisierung der politischen Gewalt im 16. Jahrhundert wurde von der Entwicklung des common laws begleitet. Innerhalb dieses Rechtsdiskurses – es gibt noch das Kirchenrecht – werden die neuen Formen des Regierens konstruiert und reflektiert. Literatur dient in diesem Zusammenhang der Erörterung sensibler Probleme. Sie ist, so Bradin Cormack, Teil des rechtswissenschaftlichen Diskurses. Aufgrund der Instabilität des Gesetzes ist es für Einflüsse von außerhalb offen. Auch heute erwägen Richter im Prozess die gesellschaftliche Relevanz …

URL der Rezension: http://www.h-net.org/reviews/showrev.php?id=24037

Familiengeschichte

Helen Berry, Elizabeth A. Foyster, eds.  The Family in Early Modern  England.  Cambridge. 2007

(Synopsis d. Rez. von Ilana Krausman Ben-Amos, H-Albion)

Dieser Sammelband ist Anthony Fletcher gewidmet und beschäftigt sich mit Fragen und Problemen zur Geschichte der Familienbeziehungen, die von Lawrence Stones The Family, Sex and Marriage in  England 1500-1700 (1977) aufgeworfen wurden. Er unterzieht die dort niedergeschriebenen Thesen einer Revision und bietet dadurch einen Einblick in die aktuellen Positionen und Themen der Familiengeschichte. Die von Stone beschriebene, strenge patriarchalische Struktur der frühmoderne Familie wird von den neuen Forschungen in Frage gestellt. Sicherlich gibt es eine systematische Benachteiligung von Frauen, aber diese Methoden sind selbst wieder Beschränkungen unterworfen,  werden mehr oder weniger intensiv ausgeübt oder durch Gegentaktiken der Frauen entschärft. Die Beiträge bewerten auch die Frage neu, ob ein Wandel von der mittelalterlichen Großfamilie zur patriarchalischen Kernfamilie feststellbar ist. Insgesamt sind anscheinend nur Nuancen erkennbar, während dagegen die Grundstrukturen jahrzehntelang unverändert bleiben. Schließlich werde die Familie im Kontext von anderen Institutionen und sozialen Transformationsprozessen betrachtet. Stones Untersuchung hatte diesbezüglich nur allgemeine Aussagen getroffen.

Calais

Susan Rose.  Calais: An English Town in France, 1347-1558.   2008

(Synopsis d. Rez. von Jelle Haemers, H-Urban)

Das Buch beschäftigt sich mit der politischen, militärischen und wirtschaftlichen Bedeutung von Calais unter der Herrschaft der englischen Krone. Aus Chroniken, Briefen und Dokumenten stellt Susan Rose zunächst eine chronologische Entwicklung der Stadt vor, die von thematischen Kapiteln zur ökonomischen Bedeutung, zur Eigenart der Kaufleute oder der Organisation der Besatzung ergänzt werden. Der Argumentation der Autorin zufolge, war Calais vor allem hinsichtlich ihrer wirtschaftlichen Schlüsselstellung für das spätmittelalterliche England von Bedeutung, die dem Königreich politischen Einfluss, aber auch einen steten Zufluss an Informationen und Waren sicherte. Aus diesem Grund habe es seinen Stellenwert auch verloren, als sich der britische Handel vom Wollhandel wegging und sich dem lukrativen Fernhandel mit Indien, dem Mittelmeer oder Russland zuwand. In gewisser Hinsicht könnte Calais als eines der ersten Globalisierungsopfer betrachtet werden.

URL der Rezension: http://www.h-net.org/reviews/showrev.php?id=23439

Literatur und Familie

Su Fang Ng.  Literature and the Politics of Family in Seventeenth Century England.  Cambridge. 2007

(Synopsis d. Rez. von Vanessa Wilkie, H-Albion)

In diesem Buch geht die Autorin den vielfältigen Bedeutungen der Metapher „Familie“ im politischen Kontexten nach. Was bedeutet es im 16. Jahrhundert, wenn sich der Monarch als Vater des Volkes versteht? Obwohl ihre Hauptquellen literarische Texte sind, kann sie anscheinend eine weite Verbreitung und einen vielfältigen Gebrauch derartiger Metaphern durch Könige, politische Theoretiker und Theologen nachweisen.

She weaves  historical and literary theories together so fluidly that the  flexibility of the family-state metaphor becomes a fascinating insight into the complexities of both political and family structures, as well  as theories of gender. [Vanessa Willkie, H-Albion, 2009]

Der erste Teil ihres Buches widme sich dem Gebrauch der Familienmetaphern in Zeiten gesellschaftlicher Veränderungen. König James und Königin Anne konnte in einer Weise als Familie wahrgenommen werden, wie es vorher in Bezug auf Elisabeth nicht möglich gewesen ist. Im zweiten Teil stände mehr die politische Radikalisierung im Vordergrund, welche bei den Familienbeziehungen beginnt, die Gesellschaft umzugestalten.

URL der Rezension: http://www.h-net.org/reviews/showrev.php?id=23794

Die Universitätsbibliothek hat ein Bildarchiv, das zuvor nur auf Karteikarten existierte in eine Datenbank übertragen und im Internet zugänglich gemacht. Dr. Horst Oppel hatte 1946 damit begonnen, Abbildungen zu Shakespeare-Dramen zu sammeln. Im Archiv befinden sich Illustrationen aus einem Zeitraum von 1594 bis 2000. Die Datenbank ergänzt eine 2003 erschienene Publikation des Harrasowitz-Verlages: Die Shakespeare-Illustration: 1594-2000. Hildegarad Hammerschmidt-Hummel. Wiesbaden: Harrasowitz. 2003 (3 Bände).  Dem digitalen Bildarchiv liegen eine Vielzahl von Formen illustrativer Darstellungen (Gemälde, Holzschnitte, Radierungen etc.) zugrunde, die für die Digitalisation photoreproduziert wurden.

Das Shakespeare-Bildarchiv kann man nach folgenden Kriterien untersuchen:

  • Schauspiel (Eingabe des englischen Originaltitels)
  • Akt (römische Ziffern)
  • Szene (arabische Ziffern)
  • Einzelthemen (gezielte Suche nach bestimmten Figuren oder Bühnenbildern)
  • Künstler/Künstlerin
  • Abbildungsnachweis (Woher stammt die Abbildung?)
  • Weitere Informationen (z.B. Namen der abgebildeten Schauspieler)

Christopher Marlowe

Hopkins, Lisa. Christopher Marlowe, Renaissance Dramatist. 2008

(Synopsis d. Rez. von Musa Gurnis, H-Albion)

http://www.h-net.org/reviews/showrev.php?id=23140

Das Buch bietet eine Einführung in das Leben und Schaffen von Christopher Marlowe.  Es enthält Informationen zum kulturellen Kontext, zur Aufführungsgeschichte seiner Texte, zum Forschungsstand und zur wissenschaftlichen Rezeption des playwrights. Auch Quellentexte sind beigefügt worden.

Das erste Kapitel bietet einen biographischen Abriss. Darauf folgt „The Marlowe Canon“, ein Kapitel über die Texte und Ereignisse, die seine Stücke prägten. Im dritten Kapitel geht die Autorin auf die Aufführungsgeschichte ein und stellt bspw.  Derek Jarmans Edward II vor. Anschließend wird Marlowe im epistemologischen Umbruch von einem der Antike zugewandten Humanismus zur gesellschaftsbezogenen Wissenschaft beschrieben. In den letzten Kapitel werden Interpretationsansätze vorgestellt und Bewertungen von Zeitgenossen oder berühmten Rezipienten.

Kritik:

  • Die Kapitel sind thematisch angeordnet. Die Besprechung der einzelnen Stücke würde innerhalb dieser Kapitel erfolgen, was das Buch unhandlicher mache.
  • Die Autorin thematisiere Marlowes Homosexualität, aber benutze den Begriff im Textverlauf nicht differenziert genug, so dass die Paradigmen frühneuzeitlicher Sexualität zwar berührt, aber nur ungenau dargestellt werden.
  • Als Einleitung für Studenten gehe es zu wenig auf gängige Fehlurteile über Marlowe ein.

Wissenschaftler aus England arbeiten derzeit an einer Sammelpublikation zum Publikum der frühneuzeitlichen Dramen. Der Arbeitstitel des Projektes lautet: „Play’d to Great Applause“:  Early Modern Audience and Audiences of Early Modern Drama. Geplant sind zwei Bände, die sich mit dem Verhalten, den Einstellungen, den Vorstellungen und der Zusammensetzung der Publica frühneuzeitlicher Dramen beschäftigen. Im ersten Band sollen die Zuschauer aus der Zeit von 1580 bis 1640 berücksichtigt werden. Der zweite Band wird sich mit den Rezeptionen unserer Gegenwart auseinander setzen. Ausgeschlossen werden Film- und Fernsehadaptionen.

Folgende mögliche Themen wurden im Aufruf zu Beiträgen genannt:

• the audience and civic pageants
• the audience and dumb shows
• the audience and censorship
• the audience and other „entertainments“ (hangings, bear-baitings,
and sermons)
• antitheatrical tracts‘ definition of audience
• actors as audience, audience as actors
• cult of personality
• power of the spectator
• non-Shakespearean plays and the modern viewer
• Shakespeare festivals
• modern staging in reconstructed theatres (London Globe)
• directing the early modern play for the 21st century audience

Verantwortlich für den Aufruf zeichneten: Annalisa Castaldo (Widener University, Chester); Rhonda Knight (Coker College, Hartsville)

Selbstzentrismus

Greene, Thomas M. „Ben Jonson and the Centred Self“ in Studies of English Literature, 1500-1900, Vol. 10 / No. 2 (Spring 1970)

(325) Für Ben Jonson repräsentiere der Kreis Perfektion und Harmonie. In seinen Texten versuche er die Kreisfragmente seiner Gegenwart wieder „rund“ zu machen. (326) Der Kreis bringt gleichzeitig künstlerische Autonomie zum Ausdruck.

In Jonson, the associations of the circle-as metaphysical, political, and moral ideal, as proportion and equilibrium, as cosmos, realm, society, estate, marriage, harmonious soul-are doubled by the associations of a center-governor, participant, house, inner self, identity, or, when the outer circle is broken, as lonely critic and selfreliant solitary. Center and circle be come symbols, not only of harmony and completeness but of stability, repose, fixation, duration, and the incompleted circle, uncentered and misshapen, comes to symbolize a flux or a mobility, grotesquely or dazzlingly fluid.

Kreis und Mittelpunkt, so Greene, stehen für Stabilität, Dauer oder Standfestigkeit, während die Fragmente eines Kreises den Fluss und nie endend wollende Bewegung repräsentieren. Viele Figuren seiner Theatertexte können hinsichtlich ihrer Kreisbewegung beschrieben werden. Entweder beziehen sie sich kontinuierlich auf einen Mittelpunkt oder sie bewegen sich frei und abrupt. Diese Opposition scheint absoluten moralischen Positionen zu entsprechen, nach denen die freie Bewegung als Ausdruck des Lasters erscheint. (328 ) Als Ideal der Perfektion steht der Kreis für ein inneres Gleichgewicht, das durch Leidenschaften und Humours nicht berührt wird. (329) In Epigrammen, Satiren etc. von Ben Jonson kommt dieses Ideal weniger selbstbewusst zum Ausdruck. Der Kreis erscheint als gefährdetes Ideal. Der Umkreis wird durch die vier Wände des eigenen Heimes repräsentiert. Lobgedichte heben positiv hervor, wenn der Angesprochene zu Hause blieb und nicht in die Fremde aufbrach. Die Selbstautonomie kann nur in Abgrenzung zur Welt behauptet werden. (326, 331) Die Masks von Ben Jonsons bringen dagegen die Einstellung zum Ausdruck, dass der Hof, das aktive Leben, Zentrum der Perfektion sein könne. Aus dieser gesamtgesellschaftlichen Vision wird in den Gedichten eine individuelle Perspektive. (333) Die Vorstellung des zentrierten Selbst findet sich ebenso in den Discoveries, die der Urteilskraft eine dominante Stellung einräumen. Der Imagination wird eine periphäre Rolle zugewiesen. Ihr fehlt es an Beständigkeit. (343) Greene überführt seine Ergebnisse in eine von der historischen Anthropologie geprägten Perspektive. Die kontinentale Renaissance hätte zwei Konzepte von Mobilität formuliert. Einerseits wird versprochen, dass jeder Rollen selbst auswählen kann und es möglich ist selbstbestimmt Erfahrungen zu sammeln. Andererseits wird insbesondere im Renaissanceplatonismus die Möglichkeit betont, dass eine Überschreitung der menschlichen Existenz möglich ist. Die letztere Form wird in der englischen Rezeption stark abgelehnt. Vor diesem Hintergrund ist, so Greene, die Figur „Volpone“ für Ben Jonson eher problematisch, weil sie von dem Wunsch aufzusteigen geprägt ist.

Mortimer, Anthony. „The feigned Commonwealth on the Poetry of Ben Jonson“ in Studies of English Literature, 1500-1900. Vol.13/ No. 1(Winter 1973)

(69) Ben Jonson habe am häufigsten Gebrauchsliteratur – commendatory poems – Lobgedichte auf Zeitgenossen verfasst. Der Artikel will der Frage nachgehen, warum dieses Genre so zentral in seinem Schaffen ist. (70) Lobgedichte unter einem ästhetischen Gesichtspunkt zu betrachten, wird aufgrund der Absicht des Dichters dadurch in den Genuss von Patronage zu kommen, als problematisch angesehen. Doch die Intention allein, Geld zu verdienen, schließe eine ästhetische Gestaltung oder eine moralische Zwecksetzung nicht aus. Anthony Mortimer argumentiert, dass die Lobgedichte mit einer Funktionsbestimmung des Dichters aus den Discoveries korrespondieren.

I could never thinke the study of Wisdome confin’d only to the Philosopher: or of Piety to the Divine: or of State to the Politicke. But that he which can faine a Commonwealth (which is the Poet) can gowne it with Counsels, strengthen it with Lawes, correct it with Judgments, informe it with Religion, and Morals; is all these. Wee doe not require in him meere Elocution; or an excellent faculty in verse; but the exact knowledge of all vertues; and their Contraries; with ability to render the one lov’d, the other hated, by his proper embattling them.

Der Dichter schaffe ein idealisiertes Gemeinwesen, eine artifizielle Version der gesellschaftlichen Realität. In diesem Ideal sind Tugend und Laster klar unterscheidbar. (71) Der Poet vereinfache die Wirklichkeit, in der Tugend und Laster vermischt sind, und bringt sie auf den Punkt.  Er stellt Laster und Tugend angemessen dar. Die Tugendhafte  werden namentlich genannt. Das Laster bleibt namenlos. (72) Das Laster wird verallgemeinert, dem Vergessen anheimgegeben. Es hat anstelle des Gesichts eine Maske. Die Maske gilt als Mittel der Verstellung und als Gegenteil von Selbstintegrität, die ein tugendhafter Mensch besitzt. Das Laster trägt viele Gesichter und wird dadurch untunterscheidbar. (73) Der Begriff der Tugend wird durch die römische Vorstellung von „virtus“ dominiert, die eine in sich ruhende Konformität mit einer Ordnung, einem Prinzip betont. (75) Das fiktive Gemeinwesen, die Gelobten, werden vom Fluß der Gegenwart, die als Chaos beschrieben wird, abgegrenzt. Sie bilden ein geschlossenes Ganzes in einer unkontrollierten und unbeherrschbaren Welt.

Barish, Jonas A. “ Baroque Prose in the Theater: Ben Jonson“ in PMLA. Vol 73/ No.3

(184) Der Beitrag möchte den allgemeinen Untersuchungen zum Barockstil durch Morris W. Croll und George Williamson eine individuelle Perspektive hinzufügen. Er möchte zeigen, welche Varianten innerhalb der Bewegung möglich sind. Er beschränkt sich auf das Beispiel Ben Jonsons, den er gelegentlich von Bacon abgrenzt. Der Barockstil ist durch eine oppositionelle Haltung gegenüber ciceronianischer Syntax geprägt. Cicero und seine Nachfolger setzen den Höhepunkt eines Satzes an das Ende und zögern ihn durch Nebensätze hinaus. Dagegen meide der Barockstil komplizierte Satzkonstruktionen und bewegt sich lieber improvisiert und mit abrupten Wechseln. (185) Es lassen sich zwei Praktiken beschreiben, die Morris W. Croll mit „curt style“ und „loose style“ beschrieben hat. Der „curt style“ wird auch stile coupe oder stile serré genannt. Die Sätze dieses Stils sind durch unerwartete Wechsel gekennzeichnet. Eine Zeile besteht aus mehreren unabhängigen Phrasen, die durch Kommata oder Semikolons von einander getrennt sind. Es entsteht der Eindruck, als ob die Gedanken unmittelbar zu Papier gebracht wurden. Meistens beginnt eine Zeile mit dem Hauptgedanken, der dann näher illustriert und konkretisiert wird. Die Folge der Phrasen wird jedoch selten durch Logik bestimmt. Ihre Anordnung erscheint zufällig und Ergebnis imaginativer Verknüpfungen.

They are, what they are on the sudden; they shew presently, like Graine, that, scatter’d on the top of the ground, shoots up, but takes no root; has a yellow blade, but the eare empty. (Jonson. Discoveries 685ff.)

Die typische Zeile des „curt style“ eignet sich, durch die Unabhängigkeit der einzelnen Elemente, für rasche Gefühlswechsel, unmittelbare Kommentare oder Selbstbetrachtungen, sowie plötzliche Einwürfe oder Darstellung von sprachl. Unachtsamkeiten. Der Stil entspräche dem lebendigen Denken, so Barish. (186) Jonson verwendet diesen Stil an verschiedenen Stellen. Er benutzt die Satzkonstruktionen für witzige Wortspiele. Eine Metapher wird postuliert und dann in den Nebensätzen Schlag auf Schlag konkretisiert.

Ne’re trust me, CVPID, but you are turn’d a most acute gallant of late, the edge of my wit is cleere taken off with the fine and subtile stroke of your thin-ground tongue, you fight with too poinant a phrase, for me to deale with (Cynthias Revels)

Zudem wird der Stil als Gestaltungsmittel verwendet:

the curt period serves especially well to characterize angry or indignant, impatient or volatile, or merely distracted or simple-minded people.

Des Weiteren ist er das Kennzeichen von unruhigen (wasps) oder unverständigen (half-witted) Figuren. (187) Der „curt style“ ist keine Kopie der Alltagssprachem sondern von dem Ziel geprägt, Denken und Ausdruck in Übereinstimmung zu bringen.

By borrowing freely from colloquial speech, Jonson effected a kind of merger between it and his own Stoic models, and in so doing managed to combine the vitality of live language with the authority and expressive potency of a formed rhetoric.

„Asymmetrie“ ist ein weiterer, damit verbundener Begriff, mit dem sich Jonsons Prosa beschreiben lässt. Jonson bricht häufig mit den Erwartung an die Syntax. (188 ) An vielen Stellen, an denen er symmetrische Satzkonstruktionen verwendet, geschieht es in satirischer Absicht. Die dargestellte Figur erscheint so als affektiert. (189 ) Es ist typisch für den Barock, dass sie die Zwänge von Rhythmus oder Symmetrie nicht erfüllen wollen.

Where he arouses expectations of symmetry, it is usually for the purpose of violating it. When an implied symmetrical pattern is perpetually being disturbed and thwarted by small changes in form, we have the phenomenon of symmetry clashing with asymmetry which is at the heart of baroque stylistic practice …

(190) Der „loose style“ bevorzugt im Unterschied dazu Verbindungen zwischen den Sätzen und längere Bedeutungseinheiten. Er beschränkt sich allerdings auf „and“ und „or“ als Konjunktionen, so dass die Beziehung zwischen einzelnen Sätzen nicht explizit wird. Für Nebensätze ergibt sich der Eindruck, dass sie gleichgeordnet sind. Weitere Eigenheiten des Stils sind Klammern, mit denen der Schreib – oder Redefluss unterbrochen wird. (191) Für Ben Jonson ergibt sich aus diesen stylistischen Untersuchungen ein Paradox, weil er theoretisch viel Wert auf die sorgfältige Konstruktion von Dichtung legt, aber im Erscheinungsbild Improvisation praktiziert. (192) Für beide Stilunterarten finden sich unterschiedliche Einsatzgebiete. Der „curt style“ wird vorwiegend für den Ausdruck von Gefühlen und Intensität verwendet. Der „loose style“ ist typisch für Deklamationen oder Monologe. Der Beitrag wendet sich nun vom Nachweis barocker Stilelemente, wie sie von Croll und Williamson beschrieben worden sind, ab. Barish will nun die Eigenständigkeit von Jonson in den Blick nehmen. Häufig bricht Jonson mit den Erwartungen an die Ordnung von Wörtern und Phrasen. Dadurch werden Textteile besonders betont. Erstens isoliert und entfernt er sprachliche Einheiten aus ihren gewohnten Zusammenhängen und erzeugt dadurch Rhythmik. Die Spannung, die so zwischen Syntax und Rhythmus entsteht, könne als typischer Effekt barocker Dichtung gelten und als Form der Asymmetrie. (193) Zweitens werden Phrasen zwischen Relativpronomen und Bezugswort geschoben. Das Verfahren ahmt möglicherweise eine Eigenart lateinischer Dichtkunst nach, entspricht aber auch der Umgangssprache, die selten Rücksicht auf logische Satzbeziehungen nimmt. Drittens werden grammatische Elemente ausgelassen.

His modesty, like a riding Coat, the more it is worne, is the lesse car’d for (Discoveries 1328-29).

Die Antithese wird gebrochen und unvollständig ausgeführt. Viertens parallelisiert Jonson Elemente, aber verweigert sich der Symmetrie, indem er sie grammatikalisch nicht angleicht oder inkongruente Elemente parallelisiert.

to taste all by degrees, and with change. (Disc. 1654-55)

Typisch sind auch, bei der Aneinanderreihung mehrer Teilsätze, wechselnde Subjekte. Barish schließt die Detailanalysen mit einem Vergleich von Barockstil und „Euphuismus“, mit Blick auf Malerei ab. Er hebt noch einmal hervor, dass für Jonson Irregularität ein Programm ist.