Steinberg, Theodore L. „The Anatomy of Euphues“. in Studies in English Literature, 1500-1900. 17:1 (1977:Winter)
Welche literarischen Qualitäten hat John Lylys Text, der meistens als Sprachspielerei oder rein moralisches Traktat betrachtet wird? Der Text sei in die Tradition der „Courtesy Books“ zu stellen, die ideales Verhalten an exemplarischen Figuren vorführen. Euphues:The Anatomy of Wyt sei eine Parodie dieser Buchgattung und „Euphues“ eine Parodie eines solchen anthropomorphen Idealbilds. Er rezitiert tugendhafte Positionen, aber übt keine Tugend aus. Steinberg behauptet, dass Lyly mit dem Text ein Anti-Courtesy Book verfasst habe. Er stützt seine These auf die Ambivalenz, mit der der Text „Wyt“ darstellt resp. anatomisiert. Bereits das erste Vorwort unterscheidet zwischen „wit“ und „fine wits“. Auf wen oder was bezieht sich der Begriff? Ebenso unklar ist die moralische Beurteilung der Figur. Ist Euphues „wittie“ oder „wicked“? Inwiefern hat er im Verlauf der Handlung Weisheit erworben? Selbst als er später Ratschläge zur Erziehung der Jugend in Briefen vermittelt, bleiben seine moralischen Fehler aus dem ersten Teil gegenwärtig. Schon strukturell hinterfrage die Figur kontinuierlich die Ideale und Ziele des Diskurs der Courtesy Books. Hinzu kommen Ansichten, wie z.B., dass man zwei Frauen lieben soll, um nicht vom Verlangen überwältigt zu werden, die den Werten der höfischen Literatur widersprechen.