Feeds:
Beiträge
Kommentare

Archive for Mai 2008

Zwischen dem 18.5.2008 und 23.05.2008 wurde auf H-Albion diskutiert, inwiefern es im 16. Jahrhundert eine Sensibilität gegenüber Plagiarismus gab. Der Initiator der Debatte wollte wissen, seit wann das Schreiben für Jemanden als Form von Plagiat betrachtet wurde. Konkreter Anlass ist ein Streit zwischen Luther und Henry Lee, der von Luther persönlich angegriffen wird, obwohl der Streitgegenstand Assertio Septem Sacramentorum adversus Martinum Lutherum, aedita ab Invictissimo Angliae et Francia rege, et do – Hyberniae Henrico eius Nominis Octavo (1521) unter dem Namen des Königs veröffentlicht wurde. Wann wurde die moderne Einstellung gegenüber der Aneignung einer Schriftarbeit von jemand Anderen entwickelt?

Ian Welch (Canberra) glaubt nicht, dass die modernen Vorstellungen von Autorenschaft und Plagiatismus für das 16. Jahrhundert eine Relevanz besitzen. Es scheint eine gängige Praxis der politischen Elite zu sein, Schreiber zu beschäftigen, die in ihrem Auftrag und Namen für sie Texte verfassen.

Barrett Beer verweist auf die Diskussion zwischen Chronisten des 16. Jahrhunderts, die freizügig voneinander abschrieben, aber die entsprechende Praxis kritisieren. Sie erwähnt einen Konflikt zwischen John Stow und Richard Grafton. Thomas Cooper würde in seiner Chronik von 1599 Robert Crowley maßregeln.

Dave Appleby verweist auf Anthony Woods „Athenae Oxonienses“ (1691/92). In diesem Text würden mehrere Autoren des Plagiats bezichtigt, weil sie Passagen von anderen Autoren ohne Kenntlichmachung entliehen haben und daran verdienten.

Newton Key widerspricht der Auffassung von Welch. Das 16. Jahrhundert wäre der Zeitraum, in dem die modernen Vorstellungen über Autorenschaft entwickelt würden.

Folgende Bücher wurden zur Lektüre empfohlen:
Love, Harold. Attributing Authorship: An Introduction. 2002
Kewes, Paulina (ed.). Plagiarism in Early Modern England. 2002
Mallon, Thomas. Stolen Words. 2001
Grafton, Anthony. The Footnote: a curious history. 1997

Read Full Post »

Lievsay, John Leon. „Robert Greene, Master of Arts, and Mayster Steeven Guazzo“. in Studies in Philology. 36 (1939)

Der Artikel beschäftigt sich mit der Art und dem Ausmaß der Rezeption Robert Greenes von Stefano Guazzos Cicvil Conversatione. Mamilla ist der früheste Text, der von diesem Dialog profitiert und sowohl Konzepte, als auch sprachliche Wendungen rezepiert. Greenes Satire der Mode italienischer Gentlemen seiner Zeit, die ihre Gebrechen und körperlichen Fehler mit Kleidung zu verbergen suchen, scheint sich gegen Guazzos Befürwortung solcher Praktiken zu richten. Dagegen sind sich beide Autoren in der Beschreibung von Schönheit als überwältigende Macht einig. Sie fordern auch auf, Vergnügen zu meiden, um nicht von Tugend abzuweichen. Eine sprachliche Entlehnung ist möglicherweise die Zeile :“ Choose not by the eye Mamillia, but by the eare…“, welche Guazzos Ratschlag, dass der Gegenstand der Liebe an seinen Worten und nicht an seinem Aussehen gemessen werden soll, aufgreife. Auf diese Weise stellt der Text Passagen aus beiden Texten gegenüber und zeigt Korrespondenzen auf. Direkte Zitate finden sich selten, so dass meiner Ansicht nach offen bleibt, ob Greene tatsächlich von Guazzo borgt oder nicht Beide Teil eines Diskurses sind, der ihnen ähnliche Aussagen zur Verfügung stellt.

Read Full Post »

Steinberg, Theodore L. „The Anatomy of Euphues“. in Studies in English Literature, 1500-1900. 17:1 (1977:Winter)

Welche literarischen Qualitäten hat John Lylys Text, der meistens als Sprachspielerei oder rein moralisches Traktat betrachtet wird? Der Text sei in die Tradition der „Courtesy Books“ zu stellen, die ideales Verhalten an exemplarischen Figuren vorführen. Euphues:The Anatomy of Wyt sei eine Parodie dieser Buchgattung und „Euphues“ eine Parodie eines solchen anthropomorphen Idealbilds. Er rezitiert tugendhafte Positionen, aber übt keine Tugend aus. Steinberg behauptet, dass Lyly mit dem Text ein Anti-Courtesy Book verfasst habe. Er stützt seine These auf die Ambivalenz, mit der der Text „Wyt“ darstellt resp. anatomisiert. Bereits das erste Vorwort unterscheidet zwischen „wit“ und „fine wits“. Auf wen oder was bezieht sich der Begriff? Ebenso unklar ist die moralische Beurteilung der Figur. Ist Euphues „wittie“ oder „wicked“? Inwiefern hat er im Verlauf der Handlung Weisheit erworben? Selbst als er später Ratschläge zur Erziehung der Jugend in Briefen vermittelt, bleiben seine moralischen Fehler aus dem ersten Teil gegenwärtig. Schon strukturell hinterfrage die Figur kontinuierlich die Ideale und Ziele des Diskurs der Courtesy Books. Hinzu kommen Ansichten, wie z.B., dass man zwei Frauen lieben soll, um nicht vom Verlangen überwältigt zu werden, die den Werten der höfischen Literatur widersprechen.

Read Full Post »