Mortimer, Anthony. „The feigned Commonwealth on the Poetry of Ben Jonson“ in Studies of English Literature, 1500-1900. Vol.13/ No. 1(Winter 1973)
(69) Ben Jonson habe am häufigsten Gebrauchsliteratur – commendatory poems – Lobgedichte auf Zeitgenossen verfasst. Der Artikel will der Frage nachgehen, warum dieses Genre so zentral in seinem Schaffen ist. (70) Lobgedichte unter einem ästhetischen Gesichtspunkt zu betrachten, wird aufgrund der Absicht des Dichters dadurch in den Genuss von Patronage zu kommen, als problematisch angesehen. Doch die Intention allein, Geld zu verdienen, schließe eine ästhetische Gestaltung oder eine moralische Zwecksetzung nicht aus. Anthony Mortimer argumentiert, dass die Lobgedichte mit einer Funktionsbestimmung des Dichters aus den Discoveries korrespondieren.
I could never thinke the study of Wisdome confin’d only to the Philosopher: or of Piety to the Divine: or of State to the Politicke. But that he which can faine a Commonwealth (which is the Poet) can gowne it with Counsels, strengthen it with Lawes, correct it with Judgments, informe it with Religion, and Morals; is all these. Wee doe not require in him meere Elocution; or an excellent faculty in verse; but the exact knowledge of all vertues; and their Contraries; with ability to render the one lov’d, the other hated, by his proper embattling them.
Der Dichter schaffe ein idealisiertes Gemeinwesen, eine artifizielle Version der gesellschaftlichen Realität. In diesem Ideal sind Tugend und Laster klar unterscheidbar. (71) Der Poet vereinfache die Wirklichkeit, in der Tugend und Laster vermischt sind, und bringt sie auf den Punkt. Er stellt Laster und Tugend angemessen dar. Die Tugendhafte werden namentlich genannt. Das Laster bleibt namenlos. (72) Das Laster wird verallgemeinert, dem Vergessen anheimgegeben. Es hat anstelle des Gesichts eine Maske. Die Maske gilt als Mittel der Verstellung und als Gegenteil von Selbstintegrität, die ein tugendhafter Mensch besitzt. Das Laster trägt viele Gesichter und wird dadurch untunterscheidbar. (73) Der Begriff der Tugend wird durch die römische Vorstellung von „virtus“ dominiert, die eine in sich ruhende Konformität mit einer Ordnung, einem Prinzip betont. (75) Das fiktive Gemeinwesen, die Gelobten, werden vom Fluß der Gegenwart, die als Chaos beschrieben wird, abgegrenzt. Sie bilden ein geschlossenes Ganzes in einer unkontrollierten und unbeherrschbaren Welt.
Kommentar verfassen