Feeds:
Beiträge
Kommentare

Posts Tagged ‘City Comedy’

Austern, Linda Phyllis. „Musical Parody in the Jacobean City Comedy“ in Musik & Letters. 4:66 (oct:1985)

Als eine City Comedy wird von der Autorin ein Theatertext definiert, der im 16./17. Jahrhundert verfasst wurde, im London der damaligen Gegenwart angesiedelt ist und der Figuren aus dem Millieu der Handwerker und Händler verwendet. Zu den sprachlichen Merkmalen des Genres würde der Gebrauch von Umgangs- oder Vulgärsprache und eine satirische Intention des Geschriebenen gehören. Der Fokus des Beitrages richtet sich auf die Rolle der Musik. City Comedies dokumentieren verschiedene musikalische Praktiken und Vorstellungen über Musik des damaligen Londons. Die Musik wird in unterhaltender Funktion und als Darstellungsmittel genutzt. Es handelt sich um originale Kompositionen, populäre Lieder und ihre Parodien. Diese musikalischen Parodien sind als Pendant zur verbalen Satire zu betrachten. Die Autorin unterscheidet drei Formen.

  • Erstens wurde der Text der Situation angepasst, in der das Lied rezitiert wird. Thomas Dekker und John Webster lassen in Northward Ho! eine alte Bordellmutter (Bawd) singen. Zum Gesang von Frauen in der Öffentlichkeit gab es geteilte Ansichten. Einige hielten Fraustimmen für besonders harmonisch, während andere in deren Darbietungen die Förderung von Wollust erblickten. Das Singen durch ein Frau kann in dieser Zeit, aus einer bestimmten Perspektive heraus, als Parodie betrachtet werden. Das Lied der Prostituierten streicht den obszönen Charakter der Figur hervor, indem die Frustration über eine platonische Liebe im Referenztext zur Beschreibung des physischen Liebesaktes umgeformt wird.
  • Zweitens wurden Aufführungspraktiken parodiert, insbesondere von Balladen (Gebrauchsmusik). Diese Lieder wurden meist auf einer einzigen Folio-Seite ohne Noten im Umlauf gebracht. Für die Melodie wurden die Rezipienten an bekannte Lieder verwiesen. Beliebte Themen waren sensationelle Ereignisse, zum Beispiel Hinrichtungen. Meist wurden die Verbrechen in der ersten Person nacherzählt und moralisch kommentiert. Die Stereotypik des Genres bildet die Grundlage für „Qicksilvers“ Reueballade in Eastward Ho!. Der parodistische Effekt würde durch den Erfolg seiner Ballade erzeugt. Er kann seine Hinrichtung abwenden, während die Balladen vom Tod des Verbrechers profitierten. Des Weiteren führt er deren oberflächliche Moral vor. Meines Erachtens kommt die Parodie auch durch die Unterbrechung seiner Darbietung durch Zurufe zustande.
  • Drittens werden musikalische Strukturen anderer Theatertexte eingebunden. Eastward Ho! referiere in einer Szene auf Hamlet. „Gertrude“ verwendet Elemente aus Ophelias vom Wahnsinn geprägten Lied im 4. Akt (Szene 5). Neben Textpassagen wird auch auf den Auftritt Bezug genommen. „Gertrude“ erscheint mit Rosmarin in den Händen.

Read Full Post »

Howard, Jean. Theater of a City. 2007

(Synopsis d. Rez. von Mark S. Dawson, H-Albion)

Die Autorin untersucht, wie die Transformation Londons zur Weltstadt im Theater rezepiert wurde. Dabei richtet sie ihren Blick auf die Wahrnehmung sowohl positiver, als auch negativer Folgen. Der Handel, zum Beispiel, bedeutet Reichtum und wirtschaftlichen Aufschwung für die Stadt, aber zwingt gleichzeitig zur Konfrontation mit anderen Völkern und gefährdet so die eigene Identität. Der theatrale Diskurs dieser Transformation ließe sich am besten an vier Motiven der frühen „City Comedy“ studieren, an der Darstellung der Royal Exchange, der Schuldgefängnisse, der Bordelle und der Lehrstätten für Wissenschaft und höfisches Verhalten (Akademien und Ballhäuser). Diese Orte werden zu Brennpunkten des theatralen Nachdenkens über die gesellschaftlichen Veränderungen. Unter dieser Perspektive wird für ein erweiterten Begriff von „City Comedy“ geworben. Neben satirischen Gesellschaftsbildern sind auch Historiendramen zur Londoner Stadtgeschichte zu berücksichtigen. Gleichsam wird der Blick für Theatertexte neben Shakespeare geöffnet. So werden William Haughtons An Englishman for My Money und John Cookes Greene’s Tu Quoque in die Betrachtung einbezogen. Der Rezensent vermisst an manchen Stellen eine Zusammenfassung und meint, dass sich die Studie in Details verliert. Außerdem kritisiert er, dasss die Autorin ihren Schwerpunkt auf die Betrachtung der Motive als sprachliche Topoi und nicht auf ihre Darstellung in der Aufführung legt.

Read Full Post »