Wright, Celeste Turner. „The Usurer’s Sin in Elizabethan Literature“. in Studies in Philology. 35( 1938 )
Seit Mitte des 16. Jahrhunderts, so die Autorin, würden im Rahmen der Rechtssprechung die mittelalterlichen Vorurteile gegenüber dem Geldverleihen zunehmend ignoriert. [Das Wort „Usurer“ lässt sich nur schwer mit einem Wort ins Deutsche übersetzen. „Wucherer“ bietet sich an, aber gibt nur ungenügend die negativen Bedeutungen wieder. Der Wucherer verleiht nicht nur Geld zu unmenschlichen Konditionen, sondern ist auch durch avaritia – Geiz und Habsucht – gekennzeichnet.] Die literarischen Texte reflektieren die neuen Einstellungen fast gar nicht. Die Vorstellungen über den Beruf folgen den alten Vorurteilen.
Geld verleihen wurde für unnatürlich gehalten. Als ein totes Produkt, war es für die zeitgenössische Kritik undenkbar, dass es sich vermehrt. Manchmal wurde der Wucherer mit einem Zuhälter verglichen, der ein Bordell für „Lady Pecunia“ unterhält und von der Wolllust des Metalls lebt. Ihm wurde auch Gottlosigkeit vorgeworfen, weil er Geld mehr als Gott verehrte oder es abgöttisch liebte. Gleichsam wird seine Habsucht als Misstrauen gegenüber der göttlichen Vorsehung betrachtet. Der Wucherer ähnle einem Schwein, dass ständig frisst, aber nie zum Himmel schaut. Weiterhin wurde er als Müßiggänger verschrieen, weil er von der Arbeit Anderer lebe. Der Vielfalt der Kritik entspricht ein heterogenes Negativbild des Wuchererlebens. Seine Abhängigkeit vom Geld stempelt ihn zu einem Sklaven, der in Armut und Unruhe lebt. Er gibt weder Geld aus, noch kann er nachts wegen der angehäuften Reichtümer schlafen. Ständig muss er in Furcht vor der Rache seiner Mitmenschen leben. Visionen von zugrunde gerichteten Witwen und Waisen erschüttern sein Gewissen. Sein Geld wird für unehrenhaft gehalten. Er selbst gilt als schlechter Heiratskandidat. Hat er dennoch eine Frau, muss er sich über den Nachwuchs ärgern. Seine Kinder sind Narren oder Verschwender. Heilung verspricht nur die Wiedergutmachung. Der Geldverleiher sollte seinen Gewinn wieder zurückzahlen, um seiner himmlischen Strafe zu entgehen. Spenden an gemeinnützige Institutionen sind ebenfalls möglich.
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